Ich folgte jetzt schon für längere Zeit einem Fluss und lauschte dem hellen gurgelnden Klang des Wassers. Am Ufer war es leicht matschig und jedes Mal wenn ich eine Pfote aus dem Schlamm hob, um einen Schritt weiter nach vorne zu setzen, löste sie sich mit einem Pflatsch vom Boden und hinterließ einen gut sichtbaren Abdruck. Wie lange ich jetzt schon so lief, wusste ich nicht. Die Umgebung änderte sich kaum. Bäume, Bäume, Bäume, hin und wieder vereinzelte, wild wuchernde Büsche. Ich schüttelte mich kurz und richtete den Blick auf die Seite. Vielleicht sollte ich mich langsam mal wieder von dem Fluss abwenden.

Ich döste vor mich hin als meine Alarmglocken schrillten und mein Kopf in die Höhe fuhr. Vorsichtig witterte ich. Kein Zweifel da war noch ein Wolf. Ein Fremder. Ich stand auf schüttelte mich kurz und folgte vorsichtig dem Geruch. Er könnte mir feindlich gesinnt sein oder er ist so einsam wie ich....

Aber davor würde ich zuerst noch meinen Durst stillen. Denn wer wusste, wann ich das nächste Mal an Wasser kam. Ohne Eile beugte ich mich zum fließenden Wasser und ließ es mir schmecken. Es hatte einen leichten, schwer definierbaren Beigeschmack und war schön kühl. Eine gute Erfrischung und geniale Abkühlung, denn es heute war mal wieder einer der Tage, an denen die pralle Sonne an einem wolkenlosen Himmel eine gigantische Hitze austrahlte, beinahe, als wolle sie mich für irgendwas bestrafen...für was auch immer...
Vielleicht sollte ich mich am Flussrand ja mal ein bisschen abkühlen. Wo die Strömung nicht allzu stark war.

Ich duckte mich vorsichtig hinter die Böschung. Tatsächlich, da war ein Wolf.
Eindeutig ein Einzelgänger und er schien mich auch noch nicht bemerkt zu haben. Vorsichtig beobachtete ich die Wölfin.

Ich watete leicht ins Wasser und blieb dann stehen. Hier gab es leider eine ziemlich starke Strömung, da wollte ich nicht mitgerissen werden. Also blieb ich einfach an Ort und Stelle und tauchte dann meinen Kopf einmal unter Wasser, um ihn gleich drauf einmal wild zu schütteln, sodass die Wassertropfen nur so spritzen. Dann wandte ich mich wieder um, bereit zum Gehen, als ich eine weiße Gestalt weiter oben zwischen den Bäumen bemerkte. Einen Wolf.

Oh. Sah so aus als hätte sie mich entdeckt.
Ich kam langsam zwischen den Büschen hervor und bewegte mich vorsichtig auf sie zu. Dabei versuchte ich nicht feindlich zu wirken.

(Das letzte war ich :))

Ich legte den Kopf leicht schief und musterte die schneeweiße Wölfin ausdruckslos, die langsam auf mich zu kam.

„Gehörst du zu einem Rudel?“, fragte ich vorsichtig und blieb misstrauisch stehen.

Ich musterte sie mit wachem Blick.
"Was wenn?"

Nervös sah ich sie an. „Darf ich hier sein?“

"Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen, dass weiß auch nicht so genau."
ich schwieg für einen Augenblick, bevor ich weitersprach.
"Kann ich annehmen, dass du eine Einzelgängerin bist?"

Ich nickte. „Du also auch.“ Ich senkte beschämt den Kopf. „Ich wurde von meinem Rudel getrennt und komme alleine noch nicht so gut klar...“

Das war bei mir dann wohl eher das Gegenteil. Ich kam mit Gemeinschaften prinzipiell nicht so wirklich klar.
"Irgendwelche Anhaltspunkte über den Aufenthalt deines Rudels?"

Ich schwieg kurz. Dann näherte ich mich ihr noch ein wenig. „Ich bezweifle, dass sie noch leben...kann ich nicht eine Weile bei dir bleiben?“ Ich hoffte inständig, dass sie zusagte und sah sie bittend an.