Schweigsam watete ich zuerst einmal wieder aus dem Wasser hinaus und musterte sie dann nochmals kurz. Sie war alleine, mit nur einem Artgenossen würde ich es wahrscheinlich schon aushalten...allerdings würde es wahrscheinlich trotzdem nicht all zu leicht für mich werden, da ich jetzt schon über eine längere Zeit nicht mehr mit anderen Wölfen wirklch zu tun hatte.
"Ok." seufzte ich schließlich. "Allerdings bin ich nicht gerade gut mit anderen, also..."
Den Rest des Satzes ließ ich in der Luft hängen.

Ich begann mit dem Schwanz zu wedeln, sprang zu ihr und leckte ihr kurz dankend über die Schnauze.
„Danke! Du wirst es nicht bereuen! Hast du irgendwo was zu essen gerochen?“, fragte ich kleinlaut.

Mein Ohr zuckte einmal kurz vor Überraschung, als sie mich kurz so unvorbereitet leckte. Ich mochte solche vertraulichen Berührungen von Fremden nicht gerade sonderlich, hatte ich noch nie. Jedoch ließ ich es mir nicht anmerken.
"Nein. Allerdings hab ich vorhin schon ein Kaninchen gefressen, daher brauch ich vorläufig auch nichts mehr."

Enttäuscht ließ ich mich auf den Boden fallen. „Ich hab schon länger nichts mehr gegessen...und ich glaube, das Kaninchen hab ich auch gerochen.“

Wie sie da jetzt so zusammengesunken vor mir dastand, tat sie mir leid. Ich wusste, was es hieß, für längere Zeit absolut nichts in den Magen zu kriegen, und dieses Gefühl war einfach nur furchtbar und nagte einen von innen auf. Mit Hunger war wirklich nicht zu spaßen.
"Wenn du willst, kann ich dir mein Essen raufwürgen..." machte ich zögerlich einen Vorschlag. Normalerweise taten das zwar nur Mütter für ihre Welpen, aber war ja auch egal.

Zögerlich wedelte ich mit der Schwanzspitze. Ich war zwar kein Welpe mehr, aber der Hunger nagte wirklich fürchterlich an mir. „Kannst du mir danach vielleicht zeigen wie man jagt. Ich war erst zweimal mit meiner Mutter auf der Jagd und allein habe ich noch nichts außer ein paar Lemmlingen gefangen.“ Das würde ihr sicher auch besser gefallen, außerdem wollte ich von ihr nicht als einen Welpen angesehen werden, aber ihr Angebot konnte ich auch nicht einfach ausschlagen.

Ich nickte einmal kurz, als Zeichen dafür, dass ich einverstanden war.
"Also gleich ein Jagdausflug."
Dann würgte dann die Reste des Kaninchens wieder hoch und trat ein paar Schritte zur Seite.
"Was mich mal interessieren würde, wie alt bist du eigentlich?"

Ich machte mich über die Reste her. „5 Monate“, erwiderte ich. „Und du?“

"8 Monate." erwiderte ich und schwieg danach.

„Wirklich?“, fragte ich erstaunt. „Und wieso bist du dann nicht bei deinem Rudel?“

"Ist eine etwas längere Geschichte und ich rede nicht all zu gern darüber." antwortete ich.
"Du warst mit deiner Mutter schonmal jagen. Was genau hat sie dir da denn beigebracht?"

„Naja, also, das Anschleichen und bei dem Todesbiss habe ich nur zugesehen“, sagte ich etwas beschämt. „Aber den habe ich alleine bei den Lemmingen schon ganz gut hinbekommen.“ Wenn sie nicht über ihr Rudel reden wollte, konnte ich das verstehen. Also beließ ich es dabei.

Nach einer Weile entdeckte ich die fremden Wölfe und setzte mich so hin, dass sie mich riechen und sehen konnten. Da ich nichts weiter zu tun hatte, beschloss ich hier zu warten bis mich die anderen Wölfe entdeckten oder bis Lacey sich zu mir gesellte, falls sie dass tat. Wenn nicht konnte ich das nach meiner Aktion gerade auch verstehen. Ich seufzte leicht aber nicht laut genug als dass die anderen es hören konnten. Da saß ich nun zwischen den Bäumen und beobachtete die Neulinge.

Ein fremder Geruch stieg mir in die Nase.
„Riechst du das auch?“
Vorsichtig schnüffelte ich weiter und sah mich um.

Ich blieb weiter zwischen den Bäumen sitzen, machte aber auf mich aufmerksam in dem ich ganz "ausversehen" auf einen Ast trat, welcher knackend zerbrach. Ich sah die Wölfe weiter an und versuchte mir auszumalen wie sie reagieren würden, schließlich war ich ihnen seeehr nah gekommen und sie hatten mich nicht bemerkt. Hätte ich sie töten wollen, wären sie wahrscheinlich tot. Aber so einer war -zu ihrem Glück- ja nicht und so grinste ich sie nett, offen, fröhlich und freundlich an. Auch wenn mir momentan garnicht nach Lächeln war brachte ich ein perfekt gefälschtes Lächeln zu stande, denn schließlich war es nicht ihre Schuld dass ich in letzter Zeit immer den gleichen Traum hatte und seit einiger Zeit nicht mehr schlief. Ich saß weiterhin da und grinste die Fremden an.