Langsam bahnte ich mir meinen Weg durch das Gestrüpp und verfluchte innerlich den Wald. Es gab hier eindeutig viel zu viel Dornen. Genau vor mir war die Lichtung, aber wo war Nai? Suchend ließ ich meinen Blick durch den Wald schweifen. Super Lacey, du hast echt Sinne wie ein Frosch. Warum hast du ihn nicht durch sein Heulen orten können? Warum gehst du auch mit dem Wind?, dachte ich und setzte mich. Sollte ich einfach mal ganz bescheuert nach ihm rufen? Nachdenklich legte ich den Kopf schief. Er wollte doch zur Lichtung, oder? Ich suchte noch immer den Waldrand nach rotem Fell ab, doch sehen tat ich nichts. Als ich plötzlich einen fremden Geruch und Schritte wahr nahm, kauerte ich mich auf den Boden.


Out: Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mich anpasse oder?

Der Wind drehte so dass ich ihm im Rücken hatte. Ich schüttelte mich, jetzt da der andere Wolf mich riechen konnte, konnte ich mich auch ruhig in die Sonne setzten. Ich stand auf und bewegte mich auf die Mitte der Lichtung zu, dort setzte ich mich genau unter ein paar Strahlen der Sonne. Die Sonnenstrahlen verfingen sich in meinem Fell und liesen es in einem leicht rötlichen Glanz erstrahlen. Ich saß da und blickte um mich, ich entdeckte eine weiße Fellkugel. Lacey, ich legte den Kopf schief und lächelte der Fellkugel aufmunternd zu bevor ich zu meinen Vorderpfoten hinab sah. Matsch. Getrockneter Matsch.Ich begutachtete den Matsch, allerdings nur kurz denn dann fing ich an gründlich beide Pfoten zu säubern. Erst die linke, dann die rechte. Als ich fertig war setzte ich mich aufrecht hin und sah den Wald vor mir an.

Ich ließ meinen Blick über die Ränder der Lichtung schweifen, konnte aber nichts entdecken. Langsam erhob ich mich und trabte geduckt zu ihm herüber. Wer auch immer da war, alleine wollte ich ihm nicht begegnen. Die Geschichte mit Yenu hatte ich immer noch im Hinterkopf. Als ich fast bei ihm war, wurde ich langsamer und sah mich aufmerksam um.

Ich sah sie an trotzdem lauschte ich. Nicht dass ich vielleicht etwas überhörte. "Hast du vorhin ein Heulen gehört? Also nicht meins, sondern ein anderes", ich seufzte. Wehe ich bekomme jetzt Wahnvorstellungen oder sowas dachte ich und legte den Kopf schief. Den Blick hatte ich immer noch nicht von Lacey abgewandt.

Ich legte den Kopf schief und dachte nach. "Nein, aber es könnte sein, dass ich es auch einfach überhört hab. Das einzige was ich gehört hab war ein Knacksen.", antwortete ich zögerlich und sah mich aufmerksam um. In meinen Gedanken ging ich nochmal alles durch, doch wurde nicht fündig. Man konnte hier immerhin gut nachdenken, wenn man nach irgendetwas suchte, was vielleicht gar nicht da war.

"Okay, danke", jetzt bekam ich also doch Wahnvorstellungen. Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken los zu werden aber der Gedanke hatte sich mittlerweile fest in meinem Hirn verankert. Wenn ich jetzt auch noch anfange stimmen zu hören bin ich echt am Ende, stellte ich fest. Beunruhigenderweise schien mir dieser Gedanke garnicht so weit entfernt und ich erschauderte. Seufzend legte ich mich hin, den Kopf auf den Pfoten. Was wenn ich schon längst verrückt bin aber es nur nochnicht bemerkt habe? Ich dachte ernsthaft darüber nach, Lacey zu fragen ob sie real war. Dann ließ ich es aber doch und zermarterte im stillen mein Hirn warum ich sowas überhaupt dachte.

Sollte ich es ihm sagen oder doch lieber meine Klappe halten? Und wenn ich es ihm sagen will wie und wo? Was wenn er mich danach hasst?, dachte ich und schüttelte den Kopf. Dabei wendete ich meinen Blick zu Nai. Worüber er wohl nachdachte?

Ich vertiefte mich immer mehr in meinen Gedanken bis ich die Welt um mich herum nicht mehr wahrnahm. Mir fiel nichtmal auf dass ich Aufstand und hin und her ging. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume und ich war nicht in der Lage sie zu sortieren.

Ich erhob mich und ging auf Nai zu. "Nai?", fragte ich besorgt und setzte noch einen Schritt in seine Richtung. Als er nicht reagierte wiederholte ich seinen Namen nochmal und stupste ihn vorsichtig an.

Erschrocken blieb ich stehen. Einen Moment brauchte ich um zu begreifen wo ich war. "Was ist denn?", fragte ich und unterdrückte dass zittern meiner Stimme. Ich lächelte, doch das Lächeln war ein falsches. Genauso falsch wie meine Ruhe. So ungern ich sie anlog aber diesmal tat ich es, ich wollte nicht dass Lacey sich Sorgen machte und darum setzte ich die perfekte Maske auf.

"Alles in Ordnung?", fragte ich unsicher und trat von einer Pfote auf die andere. Es schien ihm zwar nicht schlecht zu gehen, aber irgendwas schien ihn zu bedrücken. Inzwischen kannte ich ihn ja so gut, dass ich das halbwegs erkennen konnte.

"Ja, alles bestens", log ich und dann fragte ich sie: "Und bei dir? Auch alles gut?", ich grinste mein perfektes falsches Grinsen. Ich blieb stehen und sah sie an und dass war der Fehler. Denn in meinen Augen spiegelten sich meine wahren Gefühle und wenn man sie sah, konnte man erkennen dass nicht alles Ok war und dass ich alles andere als ruhig und fröhlich war. Mein Lächeln bröckelte kurz aber schon war die perfekte Maske wieder da und ich verbannte jegliches Gefühl aus meinem Blick.

"nein....ja, alles bestens", antwortete ich verwirrt und auch besorgt. Ich sah in seine Augen, doch kein einziges Gefühl mehr war in ihnen. "Vielleicht sollte ich es ihm nie sagen, ich meine was wenn er nicht so fühlte?, dachte ich und kam mir dabei auch schäbig vor. Immerhin ging es ihm wahrscheinlich nicht gut und ich kümmerte mich um meine Probleme. Wenn man es Problem nennen konnte. Vielleicht will er auch alleine sein?, schoss es mir durch den Kopf. Zögerlich ging ich ein paar Schritte zurück.

Ich sah sie an, als sie zurück ging. Ich tat nichts dagegen, ich hielt sie nicht auf, ich lies sie gehen. Ich setzte mich hin und sagte: "Wahrscheinlich hätte ich es dir früher sagen sollen aber naja. Weist du ich...", weiter kam ich nicht denn dass Geräusch von Hundebellen lies mich aufgeschreckt in die Höhe fahren. Ich stand da, mit gesträubtem Fell und aufgestellten Schweif.

Mein Fell sträubte sich automatisch und ich wirbelte herum. Was wollte er mir sagen?, schoss es mir durch den Kopf. "Und jetzt?", fragte ich und sah zu Nai., "Sollten wir lieber Weglaufen, uns verstecken oder hierbleiben?